Eliud packt die 1:59, in Berlin fällt beinahe schon wieder ein Weltrekord, in Chicago wird Radcliffes alter Rekord eingestampft, in Kopenhagen gibt’s einen neuen im Halbmarathon, in Valencia einen über 10 km und in Doha… naja, lassen wir das. Das Laufjahr 2019 hatte schon einiges zu bieten – besonders aus Sicht der Weltelite. Aber auch im BMS-Kosmos gab es einige sportliche Highlights zu erleben. Einige wollen wir nochmal in Erinnerung rufen.
Da wäre die Sub30 von Haftom Weldaj von der 3. Nacht der Zehner. Es hat einfach etwas Besonderes, wenn das Publikum auf der Jahnkampfbahn bei Flutlicht gespannt jede Rundenzeit des Spitzenläufers vom TSV Pattensen verfolgt und die Daumen drückt, dass er die magische Marke von 30 Min. unterbietet. Auf der Zielgeraden haben dann alle Zuschauer etwas die Luft angehalten, als der gebürtige Eritreer tatsächlich bei 29:54,50 Min. die Ziellinie querte. Großer Sport!
Der 15-jährige Axel Vang Christensen aus Dänemark zählt zweifelsohne zu den größten Lauftalenten überhaupt. Der Nachwuchsläufer vom FIF Hillerød Atletik kam im September mit zahlreichen Vorschusslorbeeren zum BARMER Alsterlauf: Mit seinen Bestzeiten über 10 km (30:26 Min.) und 5 km (14:23,05 Min.) hatte er bereits zwei internationale Altersrekorde in der Tasche (wenn auch nicht offiziell anerkannt, da die Kurse nicht bestenlistenfähig waren). Spontan nachgemeldet schlug er dann in Hamburg auf und lies nichts anbrennen: In neuer persönlicher Bestzeit (30:11 Min.) setzte er ein weiteres Ausrufezeichen und belehrte damit die letzten Zweifler. Am Ende stand ebenfalls ein starker 9. Platz in einem von Nordafrikanern dominierten Elitefeld zur Buche. Von dem jungen Mann werden wir noch viel hören.
Ebenfalls beeindruckend war Natalie Jachmanns (TSV Glücksburg 09) Leistung an diesem Tag, welche morgens die 10 km um die Außenalster in 35:23 Min. beendete und zweitbeste Deutsche wurde (an der Seite ihres persönlichen Pacemakers und Ehemann Pascal Dethlefs), nur um ein paar Stunden später beim Buxtehuder Altstadtlauf noch den ersten Platz einzusacken – und war dabei nur etwas als 2 Minuten langsamer unterwegs (37:38 Min.)
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Melat Yisak Kejeta konnte als erste Deutsche seit 2000 den hella hamburg halbmarathon gewinnen. Das ist besonders emotional, wenn man die Geschichte dahinter kennt: Bereits 2016 wurde die gebürtige Äthiopierin beim BARMER Alsterlauf deutsche Meisterin über 10 km. Aufgrund einer Regeländerung des DLV blieb ihr aber ohne deutschen Pass die Titelverteidigung verwehrt. Mit der im Frühjahr erhaltenen deutschen Staatsbürgerschaft kann sie aber endlich wieder für ihre Wahlheimat an den Start gehen. Die 27-Jährige vom Laufteam Kassel konnte ihrem Sieg beim Hitzerennen im Sommer einen beeindruckenden 6. Platz beim hochgradig besetzten Elitefeld des Berlin-Marathon folgen lassen. Melat, weiter so! Übrigens: Die letzte Deutsche, die den Hamburg-Halbmarathon zuvor gewinnen konnten, war Lauflegende Gabrielle Schult, welche dieses Mal das Zielbanner für Melat halten durfte. Dass mit Stephen Kiprotich (UGA) ein ehemaliger Olympiasieger und Weltmeister das Rennen der Männer gewann, geriet da fast schon in den Hintergrund.
Über 2 Tage und eine Nacht nonstop von St. Pauli nach St. Peter zu laufen ist schon an sich ein stattliche (Team-)Leistung. Dass aber das drittschnellste Team beim Reebok Ragnar Wattenmeer ein 5er und kein 10er Team war, ist schon mehr als beachtlich. Die Sportkameraden der Bundeswehr schafften dieses Kunststück und brauchten für die 257 Kilometer lediglich 20:24:06 h. Zum Vergleich: Das Gesamtsieger-Team, Reebok Ragnar Club Central, waren nur 75 Min. schneller – mit doppelt so vielen Beinen.
Eine besondere Erwähnung gebührt Christina Gerdes vom BV Garrel. Sie wurde beim Spreehafenlauf Veddel nicht nur Siegerin der Frauen über 13 km, sondern erreichte auch vor allen Männern das Ziel. Der zweitschnellste Finisher im Wettbewerb, Jose Poyatos aus Spanien, holte am Vortag übrigens noch den Staffelsieg beim Hamburg-Triathlon.
Einen ebenfalls weiblichen Gesamtsieger gab es später beim 28. Bramfelder Halbmarathon noch einmal, als Yngvild Kaspersen (adidas TERREX) aus Tromsø, Norwegen, welche die 21,1 Kilometer vor allen anderen beendete (inkl. 14 Minuten Vorsprung und Streckenrekord). Dass eine Frau auch alle Männer hinter sich lässt, passiert in Hamburg nur wenige Male pro Jahrzehnt. In 2019 durften wir das gleich zweimal erleben.
Das Int. Airport Race hat neben dem Hauptlauf über 10 Meilen (=16,1 km) und den Mini Airport Races über 1 Meile und 400 m mittlerweile auch einen 5-km-Lauf. Diesen haben besonders die jüngeren Läuferinnen und Läufer erobert. 15 der 20 schnellsten Teilnehmer waren hier unter 30 Jahre alt. Die beiden Sieger entspringen sogar der Altersklasse M- und W20 – der fünfte Platz ging an einen der Altersklasse U12! Mal sehen, wer davon in fünf oder zehn Jahren bei den großen Stadtläufen und Meisterschaften am Start steht.
Lars Roger Röpke konnte erfolgreich seinen Titel als Inselkönig – als Sieger der Serienwertung bei der Winterlaufserie Wilhelmsburg – verteidigen. Beim Finale im März stellte er außerdem einen neuen „Runden-Fresser“-Rekord auf, indem er 13 Runden à 2,93 km innerhalb von 2½ Std. auf seinem Runden-Konto verbuchen konnte (entspricht 38,09 km). Seit Beginn der noch jungen Winterlaufserie ist das Duell mit Marcel Schlag, seinem „Adjutanten“, besonders spannend. Dieser musste im vergangenen Jahr leider Röpke allein das Feld überlassen, musste er beim zweiten Termin aufgrund einer Erkältung passen. Beiden scheinen aber das Läufer-Gen im Blut zu haben: Schlags Neffe (7) und Röpkes Sohn (9, zum damaligen Zeitpunkt) holten die Plätze 10 und 11 in der Serienwertung „3–5 Runden“.
Das erste 10kap fiel ja schon wegen seinem Konzept etwas aus der Reihe, weshalb Überraschungen eigentlich vorprogrammiert waren. Bei einem 10-km-Lauf mit altersabhängiger Startzeit wussten wir, dass hier nicht die jüngsten Teilnehmer das Rennen machen werden (für jedes vollendete Lebensjahr wurde eine Minute von der Finish-Zeit abgezogen). Dass bei der Premiere im Wilhelmsburger Inselpark im vergangenen Herbst dann eine 72-Jährige und ein 65-Jähriger ganz oben standen, überraschte uns dann doch etwas.
Um doch noch einen Satz zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften loszuwerden: Unsere Siegerin vom BARMER Alsterlauf 2014, Rose Chelimo, holte im Herbst Silber im Marathon in Katar. Glückwunsch!
Am Sonntag starten wir mit der 4. Winterlaufserie Wilhelmsburg in die Saison 2020. Wir sind schon gespannt, was das Laufjahr dieses Jahr für uns parat hält!